„Back to school“ – Europatag 2023 am EBG: Expertengespräch im LK Sozialwissenschaften Q1 

Als Nachtrag zum vorgezogenen Europaprojekttag 2023 (https://ebg-castrop.de/teilnahme-am-euro-paeischen-wettbewerb-europaeisch-gleich-bunt) fand am 15.05.2023 im Leistungskurs Sozialwissen-schaften der Jahrgangsstufe Q1 ein Expertengespräch mit einem besonderen Gast statt: Dr. Arthur Lopian von der Europäischen Kommission gab sich im Rahmen des „Back to school“-Projekts die Ehre und veranschaulichte den Schüler*innen des Kurses Grundlagen zur EU. So standen ihre historische Entwicklung, ihre grundlegenden Werte, ihr institutioneller Aufbau und ihre Weiterentwicklung nach dem Brexit im Mittelpunkt des Gesprächs. 

Nach dem Abitur 1984 studierte Lopian Jura in Trier, Bonn und Brügge, machte sein 2. Staatsexamen am OLG Bezirk München und promovierte im EU-Recht an der Universität Bonn. Vor seiner Tätigkeit in der EU-Kommission war er im Bundesministerium für Wirtschaft und in der ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der EU in Brüssel tätig. Nachdem er sich in einem umfassenden Auswahlverfahren durchgesetzt hatte, war er zunächst in der Generaldirektion Handel für den Außen-bereich der EU-Kommission tätig. Schwerpunkte dieser Tätigkeit waren u.a. Handelsbeziehungen mit außereuropäischen Staaten und in diesem Kontext das TTIP-Abkommen. Zur Zeit ist Lopian im Innen-bereich der Kommission in der Generaldirektion Personal Teil eines international besetzten Teams von 15 Personen, das sich im Untersuchungs- und Disziplinaramt der Kommission um das eigene Personal und dessen Umgang z.B. mit Abrechnungen kümmert. Seine Zuständigkeit in der Kommission umriss Lopian dabei als die eines Fachmanns, der zuarbeitet, berät und Einfluss auf politische Entscheidungen von europäischer Tragweite nehmen kann. Seine gesamte Vita durchzieht sein hohes Interesse für eu-ropäische Angelegenheiten, Verantwortung und Sprachen, so dass Lopian als überzeugter Europäer dem Kurs seine authentische Leidenschaft für die EU veranschaulichen konnte. 

Dies wurde zum Beispiel deutlich, indem er die historische Entwicklung der EU vorstellte, die trotz vieler, z.T. sehr kleiner Mitgliedsstaaten mit eigenständigen Traditionen, Kulturen und Sprachen und der daraus resultierenden Komplikationen ein einmaliges Friedensprojekt sei, das auch für potenzielle neue Mitgliedsstaaten eine hohe Anziehungskraft besitze. In diesem Zusammenhang wurden die grundlegenden europäischen Werte und die Rolle der EU in der internationalen Friedens- und Sicher-heitspolitik am Beispiel des Kriegs in der Ukraine problematisiert. Damit zusammenhängende Fragen nach einer europäischen Armee, nach Waffenlieferungen und den europäischen Außengrenzen wur-den problemorientiert erörtert. 

Mit Blick auf den Brexit wurde die Rolle der europäischen Kommission hinterfragt, die laut dem dama-ligen Präsidenten Jean-Claude Juncker zu passiv agiert habe und zu wenig offensiv die z.T. klaren Un-wahrheiten, mit denen die Menschen in Großbritannien zur Zustimmung zum Austritt überzeugt wur-den, adressiert habe. Dennoch sei die EU ein freiwilliger Zusammenschluss von Staaten, d.h. es sei zu respektieren, wenn ein Mitglied ausscheiden möchte. Dies habe die EU vor neue Herausforderungen gestellt, die dann auch mit Innovation und Kreativität angegangen worden seien. So sei die EU von einer ständigen Dynamik und Bewegung geprägt. Anhand eines Blicks auf den Euro als Gemeinschafts-währung, den Binnenmarkt und den Schengen-Raum wurden die Vorzüge des freien Güter-, Waren- und Dienstleistungsverkehrs einerseits und der Freizügigkeit andererseits veranschaulicht. 

Praktische Beispiele wie das Erasmus+-Projekt, die Abschaffung der Roaming-Gebühren, die Passagier-rechte, ein einheitliches Ladekabel für Mobiltelefone wurden von Lopian gezielt eingesetzt, um den 

Schüler*innen unmittelbare Bezüge zu Entscheidungen durch die EU für ihr Leben zu veranschaulichen. Die zuvor vom Kurs vorbereiteten Fragen wurden in die Diskussion integriert, unmittelbar entstehende Fragen wurden direkt beantwortet und so konnten in 90 intensiven Minuten viele Grundlagen für das weitere Arbeiten in der Q2, die im Herbst anstehende Studienfahrt des Kurses nach Brüssel sowie die Europawahl 2024, für die das EBG in gewohnter Weise eine Juniorwahl plant, geschaffen werden. 

Tim Unger, StD 

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