Herr Wagner, seines Zeichens Geschichts- und Sowi-Lehrer am EBG, gewann eine Freikarte für die Bildungsmesse „Didacta“ in Köln. Als treuer Beamter suchte er sich natürlich einen Termin am Samstag aus und konnte mit der Aussicht auf rheinischen Sauerbraten und Hopfenkaltschale(n) seine Kollegen Dierich und Veith überzeugen, ihn zu begleiten.

Die drei wackeren Emissäre des EBG informierten sich nun umfassend über alle Neuerungen in ihren Fächern (in allen drei Fällen NUR Gesellschaftswissenschaften). Kurz vor dem Ende ihres Besuches bogen die Lehrkräfte noch in eine Halle, die wenig vielversprechend schien. Viele Anbieter für berufsbildende Schulen und für IT-Lösungen, aber auch ein paar Aussteller für Naturwissenschaften. Die drei Herren hatten nämlich von ihrem hochgeschätzten Kollegen Herrn Dr. Schmitte den Auftrag erhalten, nachzufragen, ob diese Anbieter gratis Schutzbrillen ausgeben würden. Doch an mehreren Ständen wurde ihr Ansinnen abschlägig beschieden.

Doch dann! – am hintersten Ende der Halle – noch ein letzter Stand und dieser vollkommen von wirren zerzausten Naturwissenschaftskollegen verwaist. Das Standpersonal gelangweilt. ‚Oha, Kundschaft.‘ so mögen die Austeller gedacht haben: ‚Aber kein wirrer Blick, keine Taschenrechner in der Hemdentasche? Es werden doch nicht etwa Gesellschaftswissenschaftler sein?‘ Hier denke sich der wehrte Leser einen dramatischen musikalischen Tusch. Die drei Lehrkörper aus dem fernen Castrop-Rauxel erklärten, was ihr Begehr sei und siehe da eine Schutzbrille wechselte in dankbare Hände. Man betrachtete noch die Exponate und lobte deren Qualität, als der Lehrer Blick auf ein Gewinnspiel fiel.

‚Erkennen Sie das Molekül und gewinnen Sie einen Molekülbaukasten der Marke Molymod‘

Davor ein Molekül bestehend aus unzähligen Kohlenstoff- und Wasserstoffatomen garniert mit einer Hydroxyl- und einer Carboxylverbindung. Herr Wagner, immerhin mit einem Chemie-LK und einem Semester Chemie an der RUB ein wenig vorbelastet, war dennoch genauso ratlos wie seine verehrten Kollegen. Sofort schrieben die drei an ihre Chemiekollegen an der Heimatfront. Doch wie es manchmal so läuft: „Ich bin beim Fußball, geht das auch später?“ (Kollege B.) „Ich erkenne nicht alle Verbindungen auf dem Foto“ (Kollegin F.) und Kollege S. meldete sich an diesem Samstag gar nicht zurück. Nun waren die Austeller wohl so froh, endlich Kundschaft an ihren Stand gelockt zu haben, dass sie sich eilfertig bemühten, etwas Unterstützung zu leisten. „Es kommt im menschlichen Körper vor“ der eine „Zählen sie doch einfach die Atome“ der andere.  Gesagt getan und mithilfe moderner Rechercheinstrumente und dem geisteswissenschaftlichen Mut zum Sprung ins trübe Wasser kamen die drei auf Testosteron.

Auf Zettel geschrieben, Schuladresse drunter und dreimal in die Urne. „Schönen Tag noch“, über’n Rhein das Wirtshaus ruft!

Etwas über eine Woche später, Ernüchterung macht sich breit. Das war’s, Pech gehabt, Hauptsache eine Brille! Dann vor der Konferenz noch schnell ins Lehrerzimmer. Aha, ein Paket auf dem Platze? Man hat doch nichts bestellt. Zittrige Hände nesteln am Paket und dann… (Der verehrte Leser denke sich hier einen triumphalen Tusch.) der Molymod Molekülbaukasten! Flohlocken und Jubel, geschüttelte Hände, Schulterklopfen und spontanes Anstimmen von ‚Nun danket alle Gott‘. Ende

Fabian Wagner

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