Am Holocaust Gedenktag (27.01.2022) stellten die Schüler*innen des Grundkurses Sozialwissenschaften (EF) individuelle Lernprodukte zum Thema „Was mir die NSU-Gedenkstätte in meiner Heimatstadt Castrop-Rauxel bedeutet“ am außerschulischen Lernort NSU-Gedenkstätte Castrop-Rauxel vor und diskutierten mit zwei Mitgliedern des Integrationsrates Castrop-Rauxel.
Nach einem Grußwort durch Frau Schulze Dephoff und Herrn Unger wurden individuelle Lernprodukte der Schüler*innen am außerschulischen Lernort „NSU-Gedenkstätte“ in Castrop-Rauxel vorgestellt. Dabei handelt es sich um ein vom Integrationsrat Castrop-Rauxel im März 2021 umgesetztes Projekt, das stadtübergreifend vom Landesintegrationsrat initiiert wurde. Zehn der elf Bäume stehen für die zehn Opfer des NSU, der elfte Baum steht für die z.T. unbekannten Opfern rassistischer Angriffe. Bereits im August 2021 wurde die Gedenkstätte geschändet, d.h. mehrere Bäume wurden an- bzw. abgesägt.
Der Arbeitsauftrag wurde ausgehend von den Ideen der Schüler*innen bewusst weit gefasst, so dass verschiedenste Zugriffe ermöglicht werden konnten und die Kreativität der Lerngruppe möglichst viel Raum für Individualität fand (vgl. Beispiele in der Bildergalerie). Die Lernprodukte der Schüler*innen stellen die Grundlage für die Diskussion mit Marietta Omidi und Fotis Matentzoglou dar. Omidi und Matentzoglou sind im Integrationsrat der Stadt Castrop-Rauxel seit Jahren aktiv, z.T. in leitender Position. Als ehemaliger Schüler des Ernst-Barlach-Gymnasiums ist Matentzoglou seiner alten Schule verbunden und nahm bereits mehrfach als Diskussionspartner am jährlichen Europatag teil.
In der Diskussion ging es u.a. um die Aufgaben und Ziele des Integrationsrats, die Entstehungsgeschichte der Gedenkstätte, Erfahrungen der Schüler*innen mit Rassismus in Schule und Gesellschaft, um Zivilcourage im Umgang mit Alltagsrassismus, um politisches Engagement für Demokratie und Menschenrechte und um die Verbindungen zwischen der rechten Szene und den sog. „Spaziergängen“ der Kritiker*innen der Corona-Maßnahmen. Mit Bezug auf die Mahnwache anlässlich der Schändung der Bäume im August 2021 wurde deutlich, dass die Menschen in Castrop-Rauxel – wie auch die Schüler*innen des EF-Kurses – dem Ort eine hohe Bedeutung zusprechen.
Der Holocaust-Gedenktag wurde für das Projekt bewusst gewählt. An diesem globalen Tag des Gedenkens sollte neben der Perspektive auf die Opfer des NSU und die geschändete Gedenkstätte in Castrop-Rauxel auch die Perspektive auf die Opfer des Nationalsozialismus‘, auf den sich der NSU explizit bezieht, gerichtet werden. In einer Zeit, in der auch in Castrop-Rauxel zunehmend Menschen Seit an Seit mit rechten Extremisten „spazieren gehen“, in der Menschen, die sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen, mit dem Tod bedroht werden, in der der Holocaust geleugnet oder für geschichtsvergessene Vergleiche missbraucht wird – in dieser Zeit braucht es klare Zeichen für Demokratie, für gesellschaftlichen Zusammenhalt, für Dialog und nicht zuletzt für politische Bildung.
Das Projekt soll insofern eine Verstetigung erfahren, als die Möglichkeit einer Baumpatenschaft durch das Ernst-Barlach-Gymnasium angestrebt wird.
Tim Unger, StD