Wir wollen auf jeden Fall nach London! – da waren sich alle Schülerinnen und Schüler der 6a einig und organisierten wochenlang jeweils mittwochs in der Mittagspause einen Verkaufsstand vor dem Musikraum, wo man sich mit Muffins, Kuchen oder Popcorn eindecken konnte. So erwirtschafteten die 6er mit viel Elan und Organisationstalent gemeinsam einen Teil der Reise- bzw. Programmkosten für die Fahrt. Auch bei der Planung des Programms waren die Kids eifrig dabei. Im Unterricht wurde recherchiert und abgestimmt, so dass vor Reiseantritt ein grober Plan feststand.

Sonntag und Montag

Am Sonntag, den 7.7.2019 war es dann endlich so weit. 27 aufgeregt schnatternde SechstklässlerInnen, drei etwas weniger aufgeregt schnatternde Englisch Q1 LK SchülerInnen und zwei ebenfalls aufgeregte Lehrerinnen warteten um 22.00 Uhr auf den Bus am WBG Parkplatz. Nachdem in Windeseile alle Koffer verstaut und die Eltern verabschiedet worden waren (der Trennungsschmerz war aufgrund der ganzen Aufregung nicht all zu groß), ging es los in Richtung Fährhafen in Calais. An Schlaf war nicht zu denken, waren wir doch alle viel zu aufgekratzt. In Calais angekommen mussten wir erst einmal die Passkontrolle hinter uns bringen. Für die SechstklässlerInnen war dies die erste englischsprachige Hürde. Die Grenzbeamten waren trotz später Stunde sichtlich gut gelaunt und fragten den/die ein oder anderen Schüler/in aus, wo sie denn hinfahren wollten, wie alt sie waren etc.. Die 6er meisterten die Kontrolle mit Bravour und wir Lehrerinnen erfuhren als Antwort auf die Frage des Beamten, wie viele der Kinder wir wieder mit zurückbringen wollten, dass 10% Verlust auf so einer Reise nicht ungewöhnlich wären. Aha! Wir strebten allerdings eine 0%ige Verlustquote an und erhielten daraufhin vom netten Grenzbeamten ein „good luck“ zurück.

Auf der Fähre dann war natürlich auch nicht an eine Mütze Schlaf zu denken. Der Sonnenaufgang lockte uns auf das Außendeck und belohnte uns später mit einer schönen Sicht auf die Kreidefelsen Großbritanniens. Einmal angekommen im Hafen, ging es auch fix weiter – auch die Busfahrt nach London wurde ebenfalls ohne Schlaf gemeistert. In unserem Hostel angekommen, konnten wir erst einmal die Jogginghosen gegen Jeans etc. tauschen, uns kurz frisch machen und unsere Koffer in einem Raum verstauen. Das Frühstück hatten wir verpasst, aber zum Glück gab es in der Nähe einen Tesco, in welchem wir Brot, Käse, Nutella und Saft kaufen konnten. Auf einer in der Nähe gelegenen Wiese wurde dann erst einmal gemeinschaftlich gefrühstückt und das Tagesprogramm besprochen.

Wir wollten mit dem Bus – natürlich ein Doppeldecker und alle wollten oben sitzen – in Richtung Leicester Square. Die 6er erhielten ihre Tagestickets und stürmten direkt nach oben. Für die OberstufenschülerInnen mussten wir noch im Bus Tickets kaufen, was sich als echte Hürde entpuppte. Bargeld wurde nicht akzeptiert und pro Kreditkarte durfte nur ein Ticket gekauft werden. Wir hatten natürlich eine Kreditkarte zu wenig dabei! Eine schnelle Lösung musste her, welche so aussah, dass Fr. Knaup mit der U-Bahn nachkommen wollte. So sind wir also vorerst ohne die (einzig!) ortskundige Fr. Knaup mit dem Linienbus durch London gefahren. Schlussendlich sind wir dann zwar nicht an der abgemachten Haltestelle ausgestiegen (die kam irgendwie nicht und es kannte sich ja niemand so wirklich aus), aber so ungefähr kam es hin. Einige Kids brannten darauf Londoner Bürger nach dem Weg zu unserem Treffpunkt mit Fr. Knaup zu fragen und ich habe sofort folgendes gelernt: Wer die Bili – Klasse besucht, spricht halt einfach drauf los und hat keine Berührungsängste – wie sich noch herausstellen sollte ist das sehr praktisch. Mit Hilfe der Erklärungen und Google Maps haben wir dann Fr. Knaup am Covent Garden gefunden und die Kids erst mal in Kleingruppen die Umgebung erkunden lassen. Nachdem die ersten Souvenirs gekauft und alle Kids wieder eingetroffen waren, starteten wir unseren Fußmarsch durch London in Richtung Green Park und Buckingham Palace. Immer noch ohne den geringsten Anflug von Müdigkeit wanderten unsere 6er fröhlich schnatternd mit uns durch die Stadt. Bevor es zum Buckingham Palace ging, wurde im Park dann eine kleine Pause eingelegt – auch hier immer noch kein einziges nörgelndes Kind. Am Buckingham Palace angekommen wurde alle Unwissenden erst einmal aufgeklärt, dass die Queen anwesend war, was man an der gehissten Flagge erkennen konnte. Sie hat uns zwar nicht zum Tee eingeladen, aber das Gebäude mit den typischen Wachtposten war schon sehenswert genug. Nach einer kleinen Fotosession an den schmiedeeiserenen Zäunen sowie am Victoria Memorial ging es weiter. Wir liefen in Richtung Westmister Abbey und legten einen weiteren Fotostopp ein. Danach waren wir hungrig und wollten, bevor es zum abendlichen Highlight des Tages ging, Fish and Chips in einem Pub essen. Dummerweise hatte der Pub irgendwelche Lieferschwierigkeiten, so dass wir unseren Hunger mit Burgern und Pizza stillen mussten, was nicht weiter schlimm war. Mit gefüllten Bäuchen ging es dann weiter in Richtung Themse, denn Fr. Knaup hatte uns Karten für das London Eye besorgt. Wieder waren alle total aufgeregt und immer noch war niemand müde – außer wir Lehrerinnen vielleicht. Und dann kamen uns die praktischerweise fehlenden Berührungsängste der 6er zu Gute. Die Wartezeit verkürzten sich die Kids mit einem Slush Eis und wir sehnten uns nach einem Starbucks Kaffee. Als wir dies in der Runde gegenüber den SchülerInnen erwähnten, waren auch direkt Emily und Jessica ganz heiß darauf uns einen Kaffee zu besorgen – da sagt man nicht nein, denn wir wollten ja auch die Anwendung der englischen Sprache unterstützen. Die Müdigkeit erfolgreich mit dem Kaffee bekämpft, durften wir zwei Kabinen des London Eye besteigen und wurden mit einem grandiosen Ausblick belohnt. Auch hier gab es genug Selfiezeit. Die Rückfahrt zu unserem Hostel bestritten wir mit der U-Bahn, was nochmals etwas für Aufregung sorgte, da nicht alle Tickets von den Schranken zum U-Bahn System sofort akzeptiert wurden. Nach einem weiteren Stopp im Supermarkt sind wir dann abends mit vielen neuen Eindrücken und mit doch platten Füßen am Hostel angekommen, konnten unsere Zimmer beziehen und eine wohlverdiente Dusche nehmen. Gegen 0 Uhr waren dann wohl alle im Bett – zu mindestens glauben wir das, denn wir Lehrerinnen sind in einen komaartigen Schlaf gefallen und es gab am nächsten Morgen keinerlei Beschwerden über die Lautstärke.

Dienstag

Früh wach- alle waren mal wieder voller Elan und Tatendrang – wollten wir den Tag natürlich möglichst optimal nutzen und sammelten uns nach dem Frühstück erst einmal wieder auf der Wiese am Fluss. Zunächst ging es nochmal mit dem Bus in Richtung Westen, wir wollten uns den Tower of London, ein Gebäudekomplex entlang der Themse, anschauen. Nach einem Fotostopp ging es weiter in Richtung Tower Bridge. Auch hier wurden natürlich erst einmal ausführlich Selfies geschossen. Danach ging es weiter vorbei am Shakespeares Globe an der Themse entlang in Richtung Millenium Bridge, welche aus einem Harry Potter Film bekannt ist. Nach der Überquerung der Themse machten wir eine Pause auf irgendeinem Platz in der Nähe der Millenium Bridge und versorgten uns erst einmal mit etwas Essbarem – es wurden sogar gesunde Äpfel gegessen – eine Seltenheit, wie wir Lehrerinnen feststellen mussten. Normalerweise wurde alles, was süß und bunt ist und möglichst viel Zucker enthielt,  gekauft. Anschließend wurde abgestimmt, denn ein Großteil der Gruppe wollte das Natural History Museum in der Nähe des Hyde Parks besuchen. Die Strecke war uns etwas zu weit zum Laufen, so dass wir die U-Bahn nutzten. Bei allen U-Bahn Fahrten, sowie an den sehr touristischen Stellen,   waren wir froh, dass wir Leonie, Simon und Joah, unsere BegleiterInnen aus dem Englisch – LK dabei hatten (einen großen Dank an dieser Stelle an euch). Sie haben uns tatkräftig geholfen, dass wir trotz des geringen Altersdurchschnitts unserer Reisetruppe eine 0% Verlustquote verzeichnen konnten.

Am Museum angekommen, haben wir entschieden den Hyde Park sausen zu lassen und gemeinsam in das Museum zu gehen. Dort sollte es laut Recherche einen Erdbebenraum und viele weitere sehenswerte Dinge geben. Das Gebäude selber war schon absolut sehenswert und der Eintritt war sogar noch kostenlos. Im Anschluss an das Museum sind wir dann in Richtung Oxford Street gefahren, wo die langersehnte Shoppingzeit für die Kids startete. In Kleingruppen schwärmten sie aus und wir Lehrerinnen sind ganze 10 Schritte gelaufen und haben uns dann in das nächstbeste Café gesetzt und völlig platt festgestellt, dass so eine Fahrt ganz schön anstrengend ist.

Nach zwei Stunden Shoppingzeit blühte uns dann noch die Rückfahrt zur rush hour. Schon der Zugang zur U-Bahn Station war völlig verstopft und absolut unübersichtlich. Jede/r Begleiter/in schnappte sich 6 Kids und dann hieß es Augen zu und durch.  Die Kids hatten an den beiden Tagen bereits gelernt, dass man auf der Rolltreppe rechts steht und links geht – das klappte also schon sehr gut. Am richtigen Bahnsteig angekommen instruierten wir die 6er, denn wir mussten zu allem Stress auch noch umsteigen. Die Bahn hielt, wir trieben die 6er an, stopften sie im wahrsten Sinne des Wortes in die Bahn und dann passiert der Supergau. Die Türen schlossen sich, Fr. Knaup und ich standen noch mit den letzten vier Kids am Bahnsteig. Der andere Teil unserer 6er Teams stand hinter der geschlossenen Tür und bekam große Augen. Wir versuchten nur noch die Umstiegshaltestelle „Bank“ lautlos zu formulieren und dann rauschte die Bahn schon ab. Gott sei Dank waren wir uns sicher, dass im gleichen Wagon unsere Oberstufenschüler mit ihren Teams ebenfalls eingestiegen waren. Die nächste Bahn kam, wir stiegen ein und schauten an der nächsten Haltestelle, ob unsere Kids doch ausgestiegen waren (abgemacht war ansonsten die allgemeine Regel, dass die Kinder generell an der nächsten Haltestelle aussteigen, sollten sie uns mal verloren haben und dort warten, bis wir sie abholen). Wir konnten aber keine Kinder sichten und waren etwas beruhigt. An der Umstiegshaltestelle haben wir uns dann zum Glück alle wiedergefunden und konnten den restlichen Weg zum Hostel reibungslos bewältigen. Dort angekommen ging eigentlich alles recht fix – der Bus kam, alle Koffer wurden schnell hineingeschoben und dann ging es in Richtung Fährhafen. Wir kamen gut durch, erwischten eine Fähre früher und meisterten auch die Grenzkontrolle ohne Zwischenfälle. Nach der Überfahrt wurde es auf einmal ganz still im Bus – alle Kinder waren absolut erschlagen und müde und schliefen bis zur Ankunft in Castrop-Rauxel größtenteils tief und fest.

Zusammenfassend können wir sagen, dass es eine in Teilen anstrengende Reise war, welche sich aber für alle Beteiligten absolut gelohnt hat. Die Kinder waren so voller Elan, haben wie selbstverständlich Englisch gesprochen, mit großen Augen alle Eindrücke in sich aufgesogen und viel gelernt. Es gab kein Murren, keinen Streit,  aber dafür leuchtende und glückliche Kinderaugen. Was will man mehr? Daher können wir Lehrerinnen euch, liebe 6er und 11er, nur Danke für die tolle Zeit sagen.

 

Rike Kuhlmann

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