Warme Decken für kalte Tage

Die Arbeit mit dem Gedicht (Geh an ihm vorbei von D. J. Purnell) eines 14 jährigen Jungen, in dem es um Armut und Ursachen der Armut von Menschen auch in unserer Gesellschaft geht, hat bei den Jugendlichen eine rege Diskussion ausgelöst. „Die sind doch selber schuld.“ „Die sollen ihr Geld nicht nur für Alkohol und Drogen ausgeben.“ „Die können doch arbeiten gehen.“ …

Während des Gesprächs fielen den Schülerinnen und Schülern verschiedene Bespiele dafür ein, dass Menschen unverschuldet, z.B. durch einen Schicksalsschlag, in Not geraten können und dass dies jeden, also auch sie selbst bzw. ihre Familien, Freunde oder Bekannte treffen kann. Sie haben versucht sich in die Lebenssituation Obdachloser hineinzuversetzen und überlegt, wie das Leben dieser Menschen wohl aussieht.

Aus all diesen Gedanken und Gesprächen ist der Wunsch entstanden etwas zu tun – Menschen in Not zu helfen. Viele Ideen wurden entwickelt und auch wieder verworfen. Letztendlich hat die Lerngruppe entschieden warme Decken zu verschenken. Dies sollte nicht anonym über eine Organisation geschehen, sondern die Jugendlichen wollten die Decken persönlich übergeben und mit den Menschen ins Gespräch kommen. Die restlichen Decken sollen über die Caritas Castrop-Rauxel verteilt werden.

Das Geld für dieses Projekt haben die Schülerinnen und Schüler selbst erarbeitet. Sie haben z.B. zu Hause im Garten geholfen, bei Bekannten im Lokal gekellnert und in der Schule in den Mittagspausen Sucuk zubereitet und verkauft. All diese Aktivitäten haben sie eigenständig entwickelt, organisiert und zuverlässig durchgeführt. So sind mehr als 200€ zusammengekommen. Für dieses Geld haben wir 27 warme Decken gekauft.

Heute war es endlich so weit. Der Religionsunterricht fand nicht in der Schule sondern in der Castrop-Rauxeler Innenstadt statt. Bei -1°C haben wir einen Obdachlosen angetroffen. Obwohl die Schülerinnen und Schüler sich mit dem Mann aufgrund keiner gemeinsamen Sprache nicht verständigen konnten, haben sie mit Händen und Füßen kommuniziert und ihr Anliegen vorgebracht. So haben sie auch erfahren, dass der Mann ein Kind hat, für welches er auch eine Decke bekommen hat. Anschließend haben sie ihm noch einen heißen Kaffee und Brötchen gebracht. Der Mann hat sich sehr gefreut, und das besonders auch wegen der Ansprache.

Nachdem wir keine weitere obdachlose Person getroffen haben, sind wir zur Caritas gegangen. Frau Dähnke hat uns freundlich empfangen und sich nach dem Projekt erkundigt. Sie hat uns einen Überblick über die Tätigkeiten der Caritas gegeben und u.a. von der Suppenküche im Haus berichtet. 

Da die Suppenküche gerade geöffnet war und bereits einige Gäste da waren, wollten die Jugendlichen diesen die Decken persönlich übergeben. Dabei kam es zu persönlichen Gesprächen, die die Schülerinnen und Schüler angerührt haben. Von der Offenheit waren sie fasziniert. Zum Abschluss hat Frau Dähnke noch von Aktivitäten der Caritas berichtet, bei denen die Schülerinnen und Schüler auch unterstützen können. Diese Idee ist gut angekommen und die Religionsgruppe überlegt, wie ihre Mitwirkung bei diesen Aktivitäten aussehen kann.

A. Nolting

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