Im Dezember verteilte der Religionskurs Decken an Bedürftige. Jetzt kam es zu einer weiteren Begegnung mit Obdachlosen.

Als die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 8 des Ernst-Barlach-Gymnasiums kurz vor Weihnachten Decken an Obdachlose in der Castroper Altstadt verteilt hatten (die RN berichteten darüber), waren sie sich sicher, dass sie ihre theoretische Beschäftigung mit dem Thema ‘Obdachlosigkeit’ im evangelischen Religionsunterricht weiterhin durch praktische Projekte erweitern wollten.

Es dauerte nicht lange, bis sich die nächste Gelegenheit dazu bot: am Donnerstag besuchte der Kurs mit seiner Lehrerin Angelika Nolting die Städtische Unterkunft an der Marienburger Straße, wo sie zusammen mit den Obdachlosen kochten und zu Mittag aßen.

Initiiert wurde das Treffen von Susanne Köhler, der kommissarischen Bereichsleiterin ‘Migration und Obdachlosenhilfe’ der Stadt, die von der “Deckenaktion” der EBG-Schüler in unserer Zeitung gelesen hatte. “Ich halte es für eine gute Idee, die Jugendlichen mit der Situation von Obdachlosen in Castrop-Rauxel in unserer Unterkunft vertraut zu machen. Schließlich haben wir es in unserer Stadt nicht mit den zahlreichen ‘klassischen’ Obdachlosen zu tun, wie man sie in den Fußgängerzonen von Großstädten antrifft”, erklärt Susanne Köhler. “In Not geratene Menschen, die kein zuhause haben, finden bei uns jederzeit eine Unterkunft.”

Bevor die Jugendlichen in Kontakt mit den Obdachlosen kamen, führte sie Sefer Osmani vom Bereich Migration und Obdachlosenhilfe durch die Räumlichkeiten der Städtischen Unterkunft. “Gegenwärtig sind ungefähr 50 Personen bei uns untergebracht, Familien und Einzelpersonen. Einige bleiben nur für einige Tage hier, andere aber auch mehrere Wochen”, berichtete er den Schülern, die sich vom Schicksal einer rumänischen Familie sehr beeindruckt zeigten. Die Eltern und ihre vier Kinder mussten ihre Wohnung verlassen, da sie nicht mehr bewohnbar war. Dazu Sefer Osmani: “Es gab keinen Strom und kein Wasser mehr, so stand die Familie von heute auf morgen auf der Straße.”

Nach der Führung durch die Unterkunft ging es dann für die EBG-Schüler an die Arbeit: die Vorbereitung des Mittagessens wartete auf sie. Beim Kartoffelschälen und  bei der Vorbereitung des Grillplatzes wurden erste Kontakte mit den Bewohnern der Unterkunft geknüpft.  Torben (14) assistierte dabei Issa aus Marokko am Grill. “Ich war überrascht, wie offen Issa mir gegenüber war. Die Kommunikation funktionierte auf jeden Fall!” Auch Melina (13) und Jelena (14) waren überrascht, wie problemlos die Verständigung verlief: “Die meisten Bewohner waren sprachlich gut zu verstehen und hatten auch Interessantes zu erzählen.”

Nach Aussage von Susanne Köhler wird Integration in der Städtischen Unterkunft ganz großgeschrieben: “Das geht am besten über den Sport. Einige unserer Bewohner haben schon Anschluss an heimische Sportvereine gefunden. Mohammed aus Guinea verstärkt die erste Mannschaft von Arminia Ickern.”

Kein Wunder, dass sich zwischendurch spontan sportliche Aktivitäten entwickelten. Beim Tischtennis, Fußball und Kicker kamen sich die Jugendlichen und die Heimbewohner näher. Nach anfänglicher Zurückhaltung kam es sogar zum Tischtennisduell zwischen der “EBG-Mannschaft” von Maxin (13) und Lil-Yana (14) gegen Issa und Mohammed. Das Ergebnis war unwichtig, das gemeinsame Erlebnis war entscheidend!

Lehrerin Angelika Nolting zeigt sich ebenfalls sehr angetan von den Begegnungen ihrer Schülerinnen und Schüler in der Städtischen Unterkunft: “Es ist sehr wichtig, das soziale Engagement der Jugendlichen nachhaltig zu beeinflussen und das Lernen in der Schule mit praktischen Erfahrungen anzureichern. Mit beiden Aktionen ist uns das sehr gut gelungen.” Angelika Nolting und Susanne Köhler waren sich einig, dass solche Kontakte und Aktionen fortgeführt werden sollten.

(Dieter Düwel)

Link zu den Ruhrnachrichten:

https://www.ruhrnachrichten.de/nachrichten/castrop-rauxel

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