Durch die Tatsache, dass Malawi Englisch als Verkehrssprache nutzt, konnten die Schülerinnen und Schüler der 5a Kapteinat durch ihr sehr detailliertes Hör-/Sehverstehen beeindrucken. Auch Stephanie Knaup, Englisch- und Klassenlehrerin der 5a, nutzte die Gelegenheit und begleitete die Stunde. Sie freute sich ebenfalls über die bereits sehr profunden Englischkompetenzen ihrer Klasse, die gezielt genutzt werden konnten, um im bilingualen Unterricht im Fach Politik/Wirtschaft mit Hilfe der Videos erste Erfahrungen in der Sprachmittlung zu machen.
Natürlich gab es viele Fragen: Eine Frage nach der Währung Malawis konnte Kapteinat durch ihre Erfahrungen anschaulich beschreiben: „1 Euro entspricht etwa 845 Kwacha, die größte Banknote ist ein 2000 Kwacha-Schein, d.h. mein Mann kam mit einer Tasche voller Geld aus der Wechselstube.“ Während viele Schülerinnen aus Malawi in den Videos betonten, dass sie in ihrer Zukunft studieren und beispielsweise Ärztinnen und Agrarökonominnen werden möchten, stimmten die Schilderungen des Alltags vor Ort die jungen Fünftklässlerinnen und Fünftklässler des EBGs nachdenklich: Stundenlange Stromausfälle, schlaglochübersäte Straßen, eine hohe Malariagefährdung, Zwangsheiraten minderjähriger Mädchen sowie eine sehr lückenhafte medizinische Versorgung – Probleme, die zuvor im Unterricht zwar besprochen wurden, aber nun durch die detaillierten Reiseerfahrungen Kapteinats emotional veranschaulicht wurden.
Auch die Lage der Kinderrechte wurde anhand verschiedener Beispiele, u.a. Bildung (Für wie viele Kinder kann eine Familie das Schulgeld aufbringen?), medizinische Versorgung (Krankenhäuser und Fachärzte sind v.a. auf dem Land sehr rar) und Zwangsheiraten minderjähriger Mädchen, problematisiert. Kinder, die am Straßenrand sitzen und versuchen zu verkaufen, was sie gerade so zur Verfügung haben? Leben „von Tag zu Tag“, ohne feste Tagesabläufe und berufliche Zwänge, aber auch ohne Gewissheit, wie am nächsten Tag die durchschnittlich 5,5 Kinder pro Familie satt werden sollen? Für die Schülerinnen und Schüler der 5a eine fremde Welt, aber dennoch Teil der „einen“ Welt, in der wir alle leben. Es war, da waren sich alle Schülerinnen und Schüler einig, ein interkulturell erkenntnisreicher Tag, der zum Nachdenken anregte, und die Ergebnisse des bilingualen Unterrichts im Fach Politik/Wirtschaft durch weitere Perspektiven bereicherte.
Tim Unger, StD